Religion am Goethe
Zu glauben ist schwer, nichts zu glauben ist unmöglich. (Victor Hugo)
Aus diesem Grund ist es gerade heute für Kinder und Jugendliche wichtig, sich in der so reichhaltig mit bunten Sinnangeboten ausgestatteten Welt zu orientieren und selbst entscheiden zu können, was ihnen in ihrem Leben wirklich wichtig ist.
Welche Hilfe kann der religiöse Glaube bei dieser sehr persönlichen Suche nach dem eigenen Lebensweg geben und wie kann ein solcher Glaube heute überhaupt noch gelebt und verantwortet werden? Diese Themen werden von uns Religionslehrern am Goethe-Gymnasium nicht nur im Unterricht mit vielfältigen Methoden behandelt, sondern darüber hinaus auch in vielen Exkursionen (z.B. in die Dortmunder Synagoge, die Hörder Moschee oder den Kölner Dom) und in von den Schülerinnen und Schülern selbst gestalteten Schulgottesdiensten praktisch greifbar gemacht. Der Glaube an einen Gott, der jedes Kind, jeden Jugendlichen und jeden Erwachsenen in seinem Leben begleitet und ihn auch in schwierigen Situationen nicht allein lässt, steht dabei stets im Mittelpunkt des gemeinsamen Nachdenkens.
Nicht wie die Welt ist, ist das Geheimnisvolle, sondern daß sie ist. (nach Ludwig Wittgenstein)
„Lernen im Trialog“ – das bedeutet, dass Kinder mit ganz unterschiedlichen religiösen Überzeugungen gemeinsam miteinander und voneinander lernen.
Die Lerngruppe, die sich aus evangelischen, katholischen, muslimischen Kindern sowie aus Schülerinnen und Schülern ohne Bekenntnis zusammensetzt, hat sich zunächst mit dem Judentum auseinandergesetzt und am 18.09.2014 gemeinsam mit der Religionslehrerin Frau Lütkemeier-Freudenreich die jüdische Gemeinde in Dortmund besucht. Gemeinsam mit Verena Droste vom Multikulturellen Forum in Lünen sowie mit Zeynep Yildizan aus der Türkisch-Islamischen Gemeinde in Lünen und dem Gastgeber der jüdischen Gemeinde, Alexander Krimhand, haben die Schüler das Gespräch zwischen den Religionen live erlebt und mit ihren Fragen und Anregungen selbst mitgestaltet. Einen Bericht von zwei Schülerinnen zu dieser besonderen Exkursion in die jüdische Gemeinde finden Sie gleich hier.
Die nächste Station unseres trialogischen Lernens waren die katholische Propsteikirche St. Johannes Baptist und die evangelische Stadtkirche Dortmund, Sankt Reinoldi, am 18.12.2014. Hier haben die Schülerinnen und Schüler in der trubeligen Vorweihnachtszeit Stille als wohltuend erfahren. Die Kirchenräume wurden hier in aller Ruhe zugänglich gemacht und durch kreative Schreibübungen erschlossen. Im Anschluss an diese intensiven Arbeitsphasen folgte ein entspannter Ausklang auf dem Weihnachtsmarkt (siehe Foto) [hier wäre es schön, das Foto IMG 1088 einzufügen]
Am 10.03.2015 besuchte die Klasse 6b unter der Leitung von Frau Lütkemeier-Freudenreich die Moschee in Lünen. Auch hier sind wir wieder mit Verena Droste vom Multikulturellen Forum in Lünen sowie mit Zeynep Yildizan aus der Türkisch-Islamischen Gemeinde in Lünen zusammengekommen und haben die schöne Moschee kennen lernen dürfen. Zahlreiche Fragen der Schülerinnen und Schüler haben gezeigt, wie intensiv sich die Kinder in diese unterschiedlichen Religionen eingearbeitet haben. Gemeinsamkeiten wurden entdeckt; Unterschiede wurden aufgezeigt. Viele Fragen werden die Kinder auch in Zukunft noch beschäftigen. [hier die Fotos IMG 1229, 1230, 1231, 1232, 1233, 1234 einfügen]
Die Schülerinnen und Schüler haben sich in einem Unterrichtsprojekt in der Einführungsphase – sowohl im katholischen als auch im evangelischen Religionsunterricht – mit der Lektüre der Erzählung von Eric-Emmanuel Schmitt Oskar und die Dame in Rosa intensiv auseinandergesetzt.
Dabei wurde zunehmend deutlich: Hier geht es gar nicht in erster Linie um die traurige Geschichte eines sterbenskranken Kindes, sondern diese Erzählung ist ein Buch über das Leben, das es in seiner ganzen Fülle auszukosten und zu leben gilt. Gleichzeitig beschreibt die Erzählung parabelartig einen religiösen Reifungsprozess. Der kleine Oskar verabschiedet sich von seinem Kinderglauben an den „Weihnachtsmann“, der ihn ohnehin nur enttäuscht hat, und macht sich auf die Suche nach einem gewandelten Gottesbild, das seinen existentiellen Ängsten standhalten kann.
In der Unterrichtsreihe machten sich die Schülerinnen und Schüler auf die Suche nach Antworten auf ihre ganz persönlichen Fragen nach einem guten und sinnerfüllten Leben. Aus den Erfahrungen dieser Unterrichtsreihe, die von Frau Lütkemeier-Freudenreich konzipiert wurde, entstand das Unterrichtsmodell Glauben und Vertrauen – E.-E. Schmitt: Oskar und die Dame in Rosa, das in der Reihe EinFach Religion im Schöningh Verlag (2015) erschienen ist (ISBN 978-3-14-053610-3).
Häufig gestellte Fragen
F: Wir haben eigentlich mit der Kirche nicht viel zu tun. Mein Mann und ich sind vor einigen Jahren aus der Kirche ausgetreten. Was ist nun mit unserem Kind?
A: Der Religionsunterricht ist offen für alle Schülerinnen und Schüler. In der Unterstufe wird der Religionsunterricht im Klassenverband unterrichtet, das heißt alle Schülerinnen und Schüler einer Klasse werden gemeinsam unterrichtet – unabhängig von ihrer persönlichen Überzeugung oder der ihrer Eltern.
F: Wir leben zu Hause nach den Grundsätzen des Islam. Soll unser Kind am Religionsunterricht teilnehmen? Wir möchten nicht, dass es zu christlich wird.
A: Da der Religionsunterricht der Unterstufe im Klassenverband unterrichtet wird, besteht die Chance, dass die Schülerinnen und Schüler ganz verschiedene Religionen und Kulturen im Unterricht kennen lernen. Sie werden vertraut damit gemacht, dass alle drei monotheistischen Religionen in der Wurzel vereint sind, denn sie alle kennen Abraham – Avram, Abraham, Ibrahim – als Stammvater des Glaubens. Der Religionsunterricht verfolgt nicht das Ziel, die Kinder zu missionieren, sondern ihnen diese Geschichten nahezubringen und ihnen Raum zu geben, von ihren eigenen (religiösen) Überzeugungen zu sprechen und diese mit anderen zu diskutieren. Auf diese Weise üben sie Respekt und Toleranz ein – gerade gegenüber denjenigen, die eine andere Meinung oder einen anderen Glauben haben als sie.
F: Besuchen Sie im Religionsunterricht auch eine Moschee?
A: Der Religionsunterricht der Unterstufe befasst sich mit den drei großen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam. Dazu gehört auch, dass – nach Möglichkeit – die unterschiedlichen Gemeinden besucht werden. Dies finden die Kinder in aller Regel sehr spannend. Sie bekommen hier die Möglichkeit, mehr über andere Religionen und mehr über die eigene Religion zu erfahren.
F: Worin besteht der Bildungsauftrag des Religionsunterrichts?
A: „Mit dem religiösen Grundwissen erschließt der Religionsunterricht gleichzeitig den christlichen Hintergrund unserer europäischen Kultur. Ohne die Kenntnis der biblischen Geschichten, der großen Gestalten und Kontroversen der Kirchengeschichte oder der Symbole des Glaubens sind weder unsere Alltagskultur (Sieben-Tage-Woche, Feste, Stadtbilder) noch die Grundwerte unseres politischen Zusammenlebens (Menschenwürde, Freiheit und Gleichheit) noch Literatur und Kunst zu verstehen.“ (aus: Argumente für den Religionsunterricht an öffentlichen Schulen. Hrsg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz)
F: Wird an Ihrer Schule auch konfessioneller Religionsunterricht erteilt?
A: Ab der Jahrgangsstufe 8 wird der Religionsunterricht nicht mehr im Klassenverband unterrichtet, sondern konfessionell getrennt erteilt. Schülerinnen und Schüler, die keiner christlichen Konfession angehören, können – auf Wunsch – am katholischen oder evangelischen Religionsunterricht teilnehmen.
F: Feiern Sie auch Schulgottesdienste?
A: Ja, am Goethe-Gymnasium in Dortmund werden regelmäßig ökumenische Schulgottesdienste gefeiert. Zu Beginn eines Schuljahres werden die neuen Fünftklässler im Rahmen eines Einschulungsgottesdienstes an unserer Schule willkommen geheißen. Im Dezember feiern wir einen ökumenischen Adventsgottesdienst und im April/Mai feiern wir einen ökumenischen Gottesdienst in der Osterzeit für die Unterstufe. Diese Gottesdienste werden im Religionsunterricht von den Schülerinnen und Schülern mit vorbereitet. Am Ende eines Schuljahres feiern wir außerdem einen ökumenischen Abschlussgottesdienst für die Abiturientinnen und Abiturienten sowie ihre Familien und Freunde.
F: Ich möchte noch mehr über den Religionsunterricht am Goethe-Gymnasium erfahren. An wen kann ich mich wenden?
A: Die Kolleginnen und Kollegen aus der Fachschaft Religion kommen gern mit Ihnen ins Gespräch. Ansprechpartner für den Bereich evangelische Religionslehre sind Frau Kraus und Herr Hendler; Ansprechpartner für den katholischen Religionsunterricht sind Frau Lütkemeier-Freudenreich und Frau Samweber.